Betroffene
Unser Körper ist ein Geschenk – tragen wir ihm Sorge!
Da Anettes Lungenkrebs durch jährliche Vorsorgeuntersuchungen bereits früh entdeckt wurde, konnte Schlimmeres verhindert werden! Heute ist sie geheilt und dankbar für jeden Tag, den sie erleben darf.
Bereits zwei Jahre vor ihrer eigenen Erkrankung kam Anette in engen Kontakt mit dem Thema Lungenkrebs: Im Jahr 2020 begleitete sie einen daran erkrankten guten Freund von der Diagnose bis zu seinem Tod. Eine intensive Erfahrung, die sie sehr bewegt hat. Als sie während dieser Zeit per Zufall auf einen Flyer der Stiftung für Lungendiagnostik stiess, meldete sie sich dort zu jährlichen Vorsorgeuntersuchungen an – sich selbst, aber vor allem auch ihrer Familie zuliebe. Dieser Schritt brauchte Mut. «Selbst Lungenkrebs zu bekommen, damit habe ich aber eigentlich nicht gerechnet», sagt die heute 57-jährige Sozialarbeiterin. Doch es kam anders: Im Jahr 2021 zeigten sich bei der Vorsorgeuntersuchung in der Lunge vier von den Ärzten als unkritisch eingestufte «Auffälligkeiten». Dies waren möglicherweise in Anettes Alter häufig zu beobachtende Vernarbungen der Lungen. Ein Jahr später hatten sich zwei dieser Auffälligkeiten zu kleinen Lungenkarzinomen (Stadium 1a und 1b) entwickelt. Bereits zwei Wochen später wurden diese nach weiteren Untersuchungen durch einen kleinen Schnitt unterhalb der rechten Brust mit einem Da Vinci-Operationsroboter vollständig entfernt. Da alle während der Operation entnommenen Gewebeproben negativ waren, wurde Anette nach acht Tagen als geheilt entlassen. «Heureka – was für ein Tag für mich, meine Kinder, meinen Partner und mein ganzes soziales und berufliches Umfeld», freut sie sich rückblickend. Prävention hat sich für Anette gelohnt: Durch die jährlichen Vorsorgeuntersuchungen konnte Schlimmeres verhindert werden. «Ich bin unter dem Strich gut weggekommen», ist sie überzeugt.
Anette erstarrt und handelt
«Nach der Diagnose war ich zuerst völlig erstarrt», erzählt sie. Und so dauerte es erst einmal ein paar Tage, bevor sie die schlechte Nachricht überhaupt an ihre Angehörigen weitergeben konnte. Seither hat sich vieles geändert. Anette redet heute in ihrem Umfeld offen über ihre Erkrankung – und über Prävention. Letztere liegt ihr sehr am Herzen. Ihr Umfeld hat insgesamt gut auf ihren offenen Umgang mit ihrer Erkrankung reagiert. «Es wird schon gut», war eine typische Reaktion. Dass sich einzelne nahestehende Menschen zumindest für eine gewisse Zeit zurückzogen, damit kann und muss sie leben. Auch mit Ängsten, unangenehmen Gefühlen und Gedanken wie «Wieso ich und gerade jetzt?» musste sie umzugehen lernen. Dabei hilft ihr seit November 2022 eine sogenannte «Psychoonkologische Beratung». Hier kann sie bei einer psychologisch geschulten Krebsspezialistin (Onkologin) viel abladen, ihre Ängste ansprechen und auch fachliche Fragen diskutieren. «Das würde ich jedem Krebspatienten empfehlen», meint sie. Sie schätzt auch sehr, dass sie hier nicht wie in ihrem Umfeld ihre Erkrankung erst einmal erklären muss, sondern «einfach darüber reden kann». Das ist entlastend und macht aus Anettes Sicht generell auch Gespräche mit anderen Lungenkrebsbetroffenen attraktiv. Die sie begleitende Onkologin hilft ihr auch, sich mit ihrer Krankheit zu versöhnen. Das ist Anette wichtig, denn das Leben soll ja möglichst normal weitergehen. «Ich lebe sehr gerne», sagt sie über sich.
Anettes kann sich auf ihr Umfeld verlassen
Anette lebt mit ihrem Partner und ihren zwei erwachsenen Kindern in St. Gallen. «Die Diagnose Lungenkrebs war auch für meine Familie ein Schock», erzählt sie. Rückblickend meint sie: «Durch meine Erkrankung sind wir uns nähergekommen». Jedes Familienmitglied ist dabei nach dem ersten Schock anders mit der Situation umgegangen: mit grosser Hilfsbereitschaft, positiv und mit einem pragmatischen «Es kommt, wie es kommt» oder mit Annäherung nach anfänglichem Rückzug. Alle packten an, wo es notwendig war: im Haushalt, beim Einkaufen, bei Fahrten zum Arzt usw. «Meine Familie und auch mein Umfeld gaben und geben mir weiterhin grossen Halt und Kraft», fasst Anette zusammen. Grossen Rückhalt gaben ihr auch die Mitarbeitenden der Stiftung für Lungendiagnostik sowie die beiden behandelnden Ärzte, die sie alle ausgezeichnet begleiteten und berieten. Sie fühlte sich gut aufgehoben und ernst genommen. «Beide Ärzte waren zuvorkommend und respektvoll im Umgang, haben mir alles verständlich erklärt. Und ihre Voraussagen sind eingetroffen. Das schaffte grosses Vertrauen», erinnert sich Anette dankbar.
Anettes optimistischer Blick in die Zukunft
Wie geht es Anette heute? «Ich bin geheilt und wahnsinnig glücklich darüber. Jeder Tag ist ein Geschenk», meint sie zufrieden. Die erste Nachkontrolle nach der Operation hat Anette vor wenigen Wochen auch schon überstanden: Alles in Ordnung. Ihrer Zukunft sieht sie soweit optimistisch entgegen und die krankheitsbedingten Einschränkungen nimmt sie gelassen: «Ich muss ja keinen Marathon mehr laufen, in meinem Alter.» Trotz ihrer Erkrankung konnte sie nach der Rehabilitation ihr früheres Leben langsam wieder aufnehmen: Sie turnt und tanzt wieder, ist sozial aktiv und geht arbeiten. «Ich bin demütiger geworden, lebe heute bewusster als früher und nehme vieles im Leben lockerer», fasst sie zusammen. Und zum Schluss betont sie nochmals, wie wichtig ihr Prävention ist. Sehr nachvollziehbar, bei ihrer Geschichte.